Fernand Boden

75 Jahre « Lëtzebuerger Jongbaueren a Jongwënzer »

Die Gründung der “Lëtzebuerger Jongbaueren a Jongwenzer” im Jahre 1928 geht in eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs nach dem ersten Weltkrieg zurück. Seitdem haben sich die Rolle des Landwirts in der Gesellschaft, die Aufgaben der Landwirtschaft im ländlichen Raum und vor allem die Anforderungen an die Junglandwirte mit rasanter Geschwindigkeit weiterentwickelt. Technischer Fortschritt und Spezialisierung führten nicht nur zu einer Produktivitätssteigerung, sondern auch zu immer größer werdenden Betrieben und zu weniger Beschäftigten auf den Höfen. Neben der traditionellen Aufgabe der Nahrungsmittelproduktion erlangt die Landwirtschaft heute zunehmend Bedeutung in neuen Bereichen, wie der Pflege der Kulturlandschaft oder der ländlichen Entwicklung.

Die “Jongbaueren a Jongwenzer” haben ihre Mitglieder in den vergangenen 75 Jahren in dieser Entwicklung begleitet und bilden heute wie gestern ein Forum in dem sich Junglandwirte austauschen und ihren Forderungen an Gesellschaft und Politik Ausdruck geben können. Der Nationalvorstand, die regionalen Gruppen, sowie eine Reihe von Arbeitsgruppen geben den jungen Leuten die Gelegenheit sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Beispiele aus der Praxis beweisen immer wieder, dass die so gewonnenen Erfahrungen von Vorteil für die spätere berufliche Qualifikation sind.

Die beruflichen Aspekte und die Weiterentwicklung der Landwirtschaft stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten der “Jongbaueren- a Jongwenzer”. Wir erinnern uns an leidenschaftliche und engagierte Diskussionen und Stellungnahmen anlässlich des traditionellen “Jongbaueren- a Jongwenzerdag”. Veranstaltungen wie der “Concours National du Meilleur Juge” und der “Concours du Meilleur Jeune Présentateur” sind ebenfalls fester Bestandteil im landwirtschaftlichen Veranstaltungskalender. Mit der Gründung eines Beratungsdienstes in Sachen “Landwirtschaft und Umwelt” in Zusammenarbeit mit dem “Oeko-Fonds” haben die “Jongbaueren- a Jongwenzer” bereits Ende der 80ger Jahre, lange vor der ersten Konferenz der Vereinten Nationen bezüglich Entwicklung und Umwelt in Rio, die Dimension der Nachhaltigkeit in der luxemburgischen Landwirtschaft eingeführt. Dieser Pionierarbeit sind eine ganze Reihe von Aktivitäten gefolgt, erinnert sei hier nur an folgende: mechanische Unkrautbekämpfung per Striegel, Landwirtschaft im Trinkwasserschutzgebiet, Mitarbeit in der FILL, Einführung der Biogastechnologie.

In der Sorge um die Fachausbildung der Junglandwirte plädieren die “Jongbaueren- a Jongwenzer” für eine solide theoretische Grundausbildung, eventuell in Kombination mit einer Meisterprüfung als Studienabschluss. Zur Vertiefung der praktischen Kenntnisse initiiert die Jugendorganisation zusätzlich Auslandspraktika für angehende Landwirte. Eine solche Erfahrung erweitert nicht nur den beruflichen Horizont, sondern fördert auch die Persönlichkeitsentwicklung. Danach entscheidet sich der Jungbauer in der Regel viel bewusster für seine künftige berufliche Laufbahn.

Das soziale Engagement spielt von jeher eine wichtige Rolle in allen Aktivitäten der “Jongbaueren a Jongwenzer”. So war es eigentlich ein logischer Schritt, im Bereich der Entwicklungshilfe tätig zu werden. Bereits im Jahre 1959 wurde ein erster Entwicklungshelfer nach Obervolta (heute Burkina Faso) entsendet. Die Entwicklungsarbeit umfasste damals vor allem agronomische Aspekte. In rezenteren Projekten stehen häufig soziale Themen im Vordergrund. Das Ziel der Entwicklungshilfe blieb jedoch unverändert, und besteht in einer nachhaltigen Entwicklung der ländlichen Gegenden sowie der Hilfe zur Selbsthilfe.

Als Sprachrohr der ländlichen Bevölkerung reagierten die “Jongbaueren a Jongwenzer” in den siebziger Jahren mit der Gründung der “Lëtzebuerger Landjugend” auf die ständig schrumpfende Anzahl von Bauern. Es war dies ein Schritt in die richtige Richtung, durch das Aufeinandertreffen von Jugendlichen aus den verschiedensten Berufen, werden Unterschiede ausgewischt und es wächst Verständnis füreinander. Laut einer Umfrage des “CEJA” bei Zehnjährigen ist der Landwirt ein “Opa”, der viel arbeiten muss, freundlich und einfühlsam ist, aber eben eher alt und verstaubt. Die Aktivitäten der “Lëtzebuerger Landjugend”, oder das vor kurzem von den “Jongbaueren a Jongwenzer” in Zusammenarbeit mit der “Lëtzebuerger Bauerejugend” initiierte TELLUS-Projekt: “Schule auf dem Bauernhof” tragen unter anderem dazu bei, diese Vorurteile abzubauen und das Image der Landwirtschaft in der Gesellschaft zu verbessern.

Die Zukunft unserer Landwirtschaft liegt in den Händen der Junglandwirte: durch Zusammenhalt, auch über den Rand der eigenen Organisation hinaus, sowie durch eine solide Ausbildung in Verbindung mit entsprechenden Praktika, entsteht eine solide Basis für die Landwirtschaft der kommenden Jahrzehnte. Meine Glückwünsche gelten deshalb den “Jongbaueren a Jongwenzer” für die im Laufe der vergangenen 75 Jahre geleistete Arbeit und ich möchte ihnen ebenfalls für die Zukunft viel Erfolg bei ihren Aktivitäten im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raumes wünschen.

Fernand Boden
Minister für Landwirtschaft, Weinbau
und die Entwicklung des ländlichen Raumes

Festbroschüre zum 75. Gründungsjubiläum der “Lëtzebuerger Jongbaueren a Jongwënzer”

imprimerie saint-paul, Luxembourg, 2004

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