Die Not hat uns nötig
Das schreckliche Erdbeben zu Beginn des Jahres in Haiti hat die ganze Tragik menschlichen Elends medienwirksam in das Blickfeld der Weltöffentlichkeit gerückt. Viele Einzelpersonen, Vereinigungen und Firmen zeigten Herz und beteiligten sich spontan an Sammelaktionen für das leidgeprüfte haitianische Volk. Eine Welle der Solidarität entstand, denn die Botschaft der Bilder aus Haiti war unmissverständlich: die Not hat uns nötig.
Die gleiche Botschaft verstanden bereits vor über 50 Jahren junge Luxemburger Freiwillige, die sich in den Dienst der hungernden Bevölkerung in Obervolta, heute Burkina Faso, stellten. Sie legten den Grundstein zu unserer Entwicklungszusammenarbeit, die im vergangenen Jahr mit mehreren sehr erfolgreichen Veranstaltungen ihr 50. Wiegenfest beging. Die rege Teilnahme an der „Journée conviviale“ in Clairefontaine, am „Afrikadorf“ anlässlich der Foire Agricole in Ettelbrück und der akademischen Sitzung in Gegenwart von Großherzog Henri in Mersch zeugten von der Wertschätzung, die unser Engagement innerhalb und außerhalb unseres Jugendverbandes genießt. Die gelungenen Jubiläumsfeiern, die ausschließlich über Sponsorengelder finanziert wurden, waren sehr motivierend für die Mitglieder unseres Verwaltungsrates und die Verantwortungsträger in den regionalen Gruppen. Diesen Motivationsschub gilt es für unsere Arbeit in Afrika und Luxemburg zu nutzen.
Im März dieses Jahres konnte ich mich zusammen mit Projektmanager Marcel Scheidweiler über die Fortschritte bezüglich unseres Fünfjahresprogramms in Burkina Faso an Ort und Stelle überzeugen. In Gegenwart von zahlreichen lokalen Autoritäten und Hunderten von Gästen nahmen wir an den Einweihungsfeierlichkeiten des fertig gestellten „Centre de l’amélioration de la traction asine“ in Imasgo teil und übergaben es offiziell seiner Bestimmung. Mit Luxemburger Hilfe und der technischen Unterstützung von französischen Experten möchte es sich in der Zukunft zu einem Referenzzentrum für die Haltung und den optimierten Einsatz von Eseln in der Landwirtschaft entwickeln. Bis 2012 sollen rund 1300 einheimische Bauern aus vier verschiedenen Dörfern des „Plateau central“ eine diesbezügliche Ausbildung erhalten haben. Das ambitiöse Vorhaben wird uns und unsere Partner im Süden demnach noch einige Zeit in Anspruch nehmen und vollen Einsatz abverlangen. Die Not der Menschen in Burkina Faso macht unser Engagement nötig.
Unsere Arbeit vor Ort ist ohne die Unterstützung unserer regionalen Jugendgruppen und zahlreicher Familien, Privatpersonen und Vereinigungen sowie des Landwirtschafts- und Kooperationsministeriums nicht denkbar. Sie alle haben uns dankeswerter Weise in der Vergangenheit die Treue gehalten. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass sie es auch in der Zukunft tun. Denn: Die Not macht uns nötig.
Abbé Leo Wagener
Vorsitzender des Verwaltungsrates